Die 60. Bundesliga-Saison (34): Drei Jahre zählte der FC Homburg zu den Top 18 in Fußball-Deutschland. 1986/87 rettete sich der FCH in der Relegation gegen St. Pauli, stieg ein Jahr später ab, sofort wieder auf, aber 1990 erneut ab. Immer dabei: Torhüter Klaus Scherer, den der Zufall und ein RHEINPFALZ-Redakteur 1982 nach Homburg brachten.

HOMBURG. Klaus Scherer ist heute 64, seit einem guten halben Jahr Rentner. Er war 24, als er beim damals drittklassigen FC Homburg als Torwart anheuerte. Von 1982 bis 1990 hütete Scherer 222 Mal das Tor der Grün-Weißen, feierte mit ihnen 1983 den Gewinn der deutschen Amateurmeisterschaft, ein Jahr später den Aufstieg in die Zweite Bundesliga.
1986 und 1989 war Scherer, in Hochspeyer geboren, über TuS und Grün-Weiß Hochspeyer in den Talentschuppen des 1. FC Kaiserslautern gekommen, die Nummer 1 beim Aufstieg der Saarländer in die Bundesliga.
„In der Bundesliga zu spielen, das war für mich das Größte. Es macht mich stolz, dass ich das geschafft habe – mit einem gewissen Talent, mit Fleiß, mit Ehrgeiz. Ich hatte keinen Berater, ich hatte keinen Manager“, bilanziert Klaus Scherer. 1980/81 spielte er beim FC Rodalben. Fritz Fuchs, damals Trainer des Oberligisten FSV Salmrohr, bat den talentierten Verbandsliga-Schlussmann zum Probetraining – auf einem Waldsportplatz in Leimen im heutigen Kreis Südwestpfalz. Dabei waren nur der Lokalsportredakteur der RHEINPFALZ aus Pirmasens und Fotograf Kurt-Udo Stretz. Eindrucksvoll dessen Schnappschüsse von Scherer, der die von Fuchs getretenen und geworfenen Bälle mit tollen Paraden über die Latte drehte. Fuchs wollte die Sprungkraft des nur 1,83 Meter großen Keepers prüfen. Der frühere Trainer erinnert sich noch gut an Scherers fantastische Flugparaden: „Klaus hatte eine unglaubliche Sprungkraft. Er war einer der Torhüter, die ohne Zwischenschritte ausgekommen sind.“

So wechselte Scherer nach Salmrohr, schrieb Schlagzeilen und wurde im Frühjahr 1982 vom FSV Mainz 05, der zurück in die Zweite Liga wollte, als Neuzugang für die kommende Spielzeit gemeldet. Wenige Stunden vor dem Ende der Wechselfrist aber ließen die „Nullfünfer“ den Transfer platzen – Scherer, der Torwart ohne Tor, war am Boden: Er stand ohne Verein da, hatte in Salmrohr, wo er sich so wohl gefühlt hatte, Vertrag, Arbeitsplatz und Wohnung gekündigt, seine Frau Ines war hochschwanger. Ein glücklicher Zufall löste das Problem über Nacht: Stefan Abadijev, ein Bulgare, der damalige Trainer des FC Homburg, war mit dem Pirmasenser Journalisten zu einem Telefoninterview verabredet und klagte: „Hab’ isch keinen Torwart …“ „Scherer ist auf dem Markt – er braucht eine Wohnung für seine kleine Familie und einen Arbeitsplatz.“ Stunden später war der Wechsel perfekt.

„Das Beste, was mir passieren konnte“, sagt Scherer noch heute, der mit seiner Frau in Homburg heimisch wurde. Mit Albert Müller, dem beherzten Pädagogen als Trainer, schaffte der FCH den Aufstieg in die Zweite Bundesliga. An die Arbeit mit der FCH-Ikone erinnert sich Klaus Scherer nur zu gern. „Wir hatten eine super Kameradschaft in der Mannschaft, fast alle Spieler kamen aus dem Saarland und der Pfalz“, sagt Scherer und nennt Namen wie Kay Friedmann, Tom Dooley, Manfred Lenz, Kurt Knoll, Uwe Freiler oder Horst Ehrmanntraut. 1986 gelang der Aufstieg – mit Fritz Fuchs als Trainer. „Ich hatte eine super Saison“, sagt Scherer. „Mir hat die Ruhe imponiert, mit der Klaus im Tor stand, am Ball war er nicht so stark, aber auf der Linie sensationell“, beschreibt Fuchs, heute 79, die Vorzüge seiner Nummer 1. „Fritz kannte alle Facetten des Fußballgeschäfts, war taktisch sehr gewieft und mit seinen modernen Trainingsmethoden auf einem hohem Level“, lobt Scherer seinen Förderer.

Half aber nichts, nach vier Bundesliga-Spieltagen, nach einem 1:1 gegen Schalke 04, wurde Aufstiegstrainer Fuchs am 22. August 1986 gefeuert. Er hatte sich geweigert, einige Spieler aus dem Fonds von Ex-Sprinter Manfred Ommer, denen Bundesliga-Format fehlte, aufzustellen. „Hätte Udo Geitlinger damals an mir festgehalten, der FC Homburg hätte werden können, was der SC Freiburg heute ist“, bedauert Fuchs. So wurde der FC Homburg zur Fahrstuhlmannschaft und darbt in der Regionalliga.

Am Klassenverbleib 1987 hatte Klaus Scherer mit tollen Leistungen in der Relegation gegen den FC St. Pauli großen Anteil. „Mein bestes Spiel war das gegen Bayern München, das 3:2“, sagt Scherer. Die 90 Minuten am 22. August 1987 bleiben unvergessen, als Uwe Freiler und Wolfgang Schäfer mit seinem Doppelschlag für die Sensation gegen das Star-Ensemble mit Jean-Marie Pfaff, Klaus Augenthaler, Andreas Brehme, Lothar Matthäus und Co. sorgten. Zwei Monate später aber war das vierte und vorletzte Engagement von Trainer Uwe Klimaschefski in Homburg beendet. Der FCH stieg 1988 ab und 1989 auf. Nach dem Abstieg 1990 ging Klaus Scherer zu Borussia Neunkirchen, wo die Karriere ausklang. Dem Fußball ist Klaus Scherer treu geblieben. Heute ist er Torwarttrainer bei Verbandsligist SV Hermersberg und arbeitet bei der Fußballer- und Trainerausbildung im SOC Sportpark in Kaiserslautern mit. (Die Rheinpfalz)


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